Sonntag, 29. August 2010

Michael Arcega - „SPAM/MAPS“

Mit der Britin Sarah Lucas haben wir bereits eine Künstlerin kennengelernt, die Spam in seinem mehrfachen Bedeutungszusammenhang nutze. Mit dem (in den USA lebenden) philippinischen Künstler Michael Arcega wäre nun auf einen weiteren Künstler zu verweisen, der mit einem ähnlichen Ansatz experimentiert. 2001 schuf er mit den „SPAM/MAPS“ eine Weltkarte aus beschnittenen Spam-Stückchen, die er flächendeckend an eine Wand pinnte.

Wir erinnern uns, - im digitalen Raum begegnet uns „Spam“ als Synonym für Junkmail, bösartigen Werbemüll. A priori war und ist „Spam“ etwas anderes: Der Begriff bezeichnet einen in das Jahr 1937 datierenden und inzwischen markenrechtlich geschützten Namen des amerikanischen Lebensmittelkonzerns Hormel für ein fleischhaltiges Speiseprodukt (www.spam.com). Der Begriff ging aus der Bezeichnung „Hormel Spiced Ham“ hervor und ist so simpel wie die Rezeptur für das eingemachte Dosenfleisch: Schinken, Schweineschulter, Zucker, Salz, Natriumnitrat, Tomaten, Wasser und „einige geheime Gewürze“, die seit Coca Cola wohl für jedes erfolgreiche amerikanische Nahrungsmittel verpflichtend sind. Das Nahrungsmittel ist kostengünstig zu produzieren und boomte besonders während der Rationierung in Kriegszeiten in den USA. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dosenfleisch nicht nur auf dem amerikanischen Markt vertrieben, sondern auch an die alliierten Truppen, insbesondere die russischen und englischen Soldaten, ausgegeben. 1957 erreichte das Produkt den globalen Markt und verzeichnete zwei Jahre später die erste Billion produzierter Dosen. Schließlich beförderte die Omnipräsenz dieses Produktes vor allem im amerikanischen Sprachraum die Nachhaltigkeit des Markennamens.

Für Arcega repräsentiert Spam Aspekte der US-amerikanischen Kolonialisierung: “Spam’s diasporic nature is symbolic of America’s ongoing influence on many nations. S-P-A-M is M-A-P-S in reverse.” (Zitat M.A.) Der Bezug über den digitalen Spam rekrutiert auf die globale Wucht dieses Impulses und wohl auch, in einer ironischen Notiz, die Qualität und Nachhaltigkeit der amerikanischen Einflussnahme. Während der digitale Spam unsere Virtualität und intellektuellen Konturen beeinflusst, kanalisiert der „Speise-Spam“ ein anderes Verfahren: “Eating is something everyone does, and so is an entry point into culture,” says Arcega. “I was wondering why we, as Filipinos, eat Spam. It turns out Spam was a World War II ration. Spam revolutionized the military. It was the first successful canning of meat and solved the logistical issue of feeding the military. Spam allowed the military to ship food ever faster overseas. Now Spam is eaten throughout Asia and even in Australia.” (Zitat M.A.).

Michael Arcega
SPAM/MAPS: World
Spam luncheon meat, 4’ x 3’ - 2001


Bildquelle: http://www.arcega.us/Work/Entries/2001/11/4_SPAM_MAPS__World_files/shapeimage_1.png

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