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Freitag, 1. Oktober 2010

Elliott Burford is Spam

Der in Australien geborene Designer Elliott Burford lässt sich seit 2009 von Spam-Emails zu kleinen Zeichnungen inspirieren, die er 2010 schließlich auch zu einer Ausstellung und einer Publikation (im Selbstverlag) arrangierte.
Während er in den Zeichnungen nur die Titel der Spammails verarbeitete, nutzte er den eigentlichen Content für eine flankierende Audioproduktion, die Texte der Spammails verlautbarte. Der Einsatz von Comuterstimmen und frei verfügbarer Text-to-Audio-Software überzeichnete den Charakter von Spam, der, nach Auffassung des Künstlers, auf das Prinzip "Technik" als "Creator" und "Projektor" zurückzuführen ist. Seine akkustischen Arbeiten stehen damit in der Tradition von SPAMBOX und SPAMRADIO, die ebenfalls mit der Umsetzung von Textnachrichten in Audiotracks experimentierten und die akustischen Spuren des digitalen Zeitalters nachzuzeichen versuchten.



Audio Spam (Sample) by Elliott Burford



Bildquelle: http://www.elliottburford.com

Mittwoch, 8. September 2010

Spam-Box

Ein mit dem „Spam-Radio“ vergleichbares Projekt war die sog. „Spam-Box“, deren Initiative für das Jahr 2005 nachgewiesen werden kann. Die Urheber der Spam-Box beriefen sich in ihren Intensionen auf niemand geringeren als den Dalai Lama: „said about attachment being the source of our suffering” und wollten Spam nicht nur als ein störendes Geräusch im Kosmos der Gegenwart, sondern als ein echtes Signal unserer Zeit und Kultur verstanden wissen. Dazu erklärten Sie Spam zu einer nützlichen, unerschöpflichen und freien Quelle: „but Spam is also plentiful, inexhaustible and free“. In der Vision der Künstler formuliere Spam als frei verfügbarer Rohstoff eine Strategie des Überlebens. Eine neu zu schaffende “Spam Art“ solle dazu beitragen, aus dem häßlichen Abfall eine schöne Nützlichkeit zu schaffen: “Today's Spam is a strategy for survival, a new genus of Generative Spam Art to transform ugly waste into beautiful utility“. Gerade die abstrakte Wortkunst des Spam befreie vom hypnotischen Mantra der Spammer („Spam barkers“) und halte der Gesellschaft einen Spiegel vor: „Shattering the mirror, we look into the splayed fragments free of annoyance and watch the cloud patterns in the shards. What do you see?”. In der Fortsetzung ihrer künstlerischen Interpretationen wurden die Spam-Ressourcen von den Betreibern der „Spam-Box“ für ein generatives Spam-Music-Experiment genutzt und zu abstrakten, textfreien und digitalen Musiklandschaften arrangiert. Im Resultat entstanden stereotype Klangteppiche, die in ihren Titeln ihre Bezug zu Spam offenbaren („Buy popular drugs online“, 2005), in ihren musikalischen Strukturen aber rätselhaft bleiben.

Link: http://spambox.dmusic.com/

Mittwoch, 1. September 2010

„Spam-Radio“

Zu den ambitionierten Initiativen der kulturellen Umnutzung von Spam ist das 2002 von dem Programmierer Richard Airlie und dem Publizisten Ian Morrison initiierte „Spam-Radio“ (www.Spamradio.com) zu zählen. Die beiden hatten genuine und auf dem eigenen Server eingegangene Spam-Mails mit Hilfe von Filterprogramm unmittelbar an ein Radiosystem weitergeleitet und mit Musik (Label Monotonik) hinterlegt. Als Live-Audio-File wurden diese Daten dann kontinuierlich im Internet gestreamt. Im Output war eine computergenerierte Männerstimme zu hören, die mit entlarvender Penetranz eine schier unerschöpfliche Menge Spam-Mails rezitierte. Der ungebrochene Stream manifestierte ein permanentes Datenecho und steigerte sich mit jeder einzelnen Botschaft im kontinuierlichen Fluß zu einer surrealen akustischen Groteske. Aus dem Radio tönte der Pulsschlag einer digitalen Zivilisation, die von einer selbstverursachten und scheinbar unaufhaltsamen Krankheit befallen war. Mit ihrer Aktion wollten die beiden Initiatoren bereits 2002 auf das Problem Spam aufmerksam machen: "Spam sollte man ernst nehmen. Wir holen ihn aus dem privaten Posteingang und bringen das Problem an die Öffentlichkeit. Wir geben dem Spam eine Stimme, um Stimmen gegen ihn zu mobilisieren. (…) Marketing per Massenmail ist der Fluch des Internets. Jeden Tag macht Spam sich mit Selbstsicherheit in deiner Mailbox breit. Es gibt immer ein neues Angebot, einen neuen Weg, wie Du dein Leben verbessern kannst, das darfst du auf gar keinen Fall ignorieren".


Bildquelle: http://www.spamradio.com/