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Mittwoch, 8. September 2010

Spam-Box

Ein mit dem „Spam-Radio“ vergleichbares Projekt war die sog. „Spam-Box“, deren Initiative für das Jahr 2005 nachgewiesen werden kann. Die Urheber der Spam-Box beriefen sich in ihren Intensionen auf niemand geringeren als den Dalai Lama: „said about attachment being the source of our suffering” und wollten Spam nicht nur als ein störendes Geräusch im Kosmos der Gegenwart, sondern als ein echtes Signal unserer Zeit und Kultur verstanden wissen. Dazu erklärten Sie Spam zu einer nützlichen, unerschöpflichen und freien Quelle: „but Spam is also plentiful, inexhaustible and free“. In der Vision der Künstler formuliere Spam als frei verfügbarer Rohstoff eine Strategie des Überlebens. Eine neu zu schaffende “Spam Art“ solle dazu beitragen, aus dem häßlichen Abfall eine schöne Nützlichkeit zu schaffen: “Today's Spam is a strategy for survival, a new genus of Generative Spam Art to transform ugly waste into beautiful utility“. Gerade die abstrakte Wortkunst des Spam befreie vom hypnotischen Mantra der Spammer („Spam barkers“) und halte der Gesellschaft einen Spiegel vor: „Shattering the mirror, we look into the splayed fragments free of annoyance and watch the cloud patterns in the shards. What do you see?”. In der Fortsetzung ihrer künstlerischen Interpretationen wurden die Spam-Ressourcen von den Betreibern der „Spam-Box“ für ein generatives Spam-Music-Experiment genutzt und zu abstrakten, textfreien und digitalen Musiklandschaften arrangiert. Im Resultat entstanden stereotype Klangteppiche, die in ihren Titeln ihre Bezug zu Spam offenbaren („Buy popular drugs online“, 2005), in ihren musikalischen Strukturen aber rätselhaft bleiben.

Link: http://spambox.dmusic.com/

Montag, 30. August 2010

"SPAM" March 2005"

Die in Berlin lebende Künstlerin Katrin von Maltzahn beschäftigt sich seit Mitte der 90er Jahre mit den unterschiedlichen Aspekten der Kommunikation. In einer Vielzahl von Arbeiten hat sie Zeichen- und Sprachsysteme, sowie deren grundlegende Techniken der Übermittlung, Aneignung, Archivierung und Weiterentwicklung thematisiert. In dem Masse, in sich im Zeitalter der digitalen Medien auch die Kommunikation ändert, wachsen nun neue Impulse in diese Reflektion hinein.

Mit dem Thema „Spam“ befasst sich die Künstlerin seit mindestens 2005: “For SPAM March 2005 I have turned my attention again to the transient phenomenon of "Spam" (= unwanted commercial email messages, that is said to make up as much as 50 % of all email traffic). The "Spam" problem has forced upon us a reality wherein we are all more and more dependent on robotic filters that monitor the flow of our communication with the outside world – often with us having a very vague idea of the parameters used. For this project I have disabled all filters during the month of March that shield me and my computer from these unwanted invitations and distractions. Instead I have collected all "Spam" directed at me. The resulting catalogue of subject lines is presented as a large scale wall drawing, in which these unedited and unwanted messages are transformed / recycled into an unexpected visual drama.” (KvM)

In der künstlerischen Umsetzung erscheint „Spam“ als dynamische Tintenzeichnung aus quasi recycelten Spam-Nachrichten. Diese wachsen, dem lesbaren Textduktus enthoben, in vertikalen Ketten von der Decke und scheinen sich zu einem dichten Vorhang zu verketten. Der Mechanik genormter Drucklettern oder dem PC-Monitor entführt, sind die Botschaften nur noch dem menschlichen Schreibduktus und -rhytmus verantwortlich. Einem typographischen Chiffre vergleichbar, fügen sie sich zu einem organischen Ganzen. Die sich ergebenden Texturen transportieren dabei die Grundstruktur des Ausgangselementes, des Zeichen als Material. Tatsächlich ist Kondensations- und Ausgangspunkt der zeichnerischen oder plastischen Bildungen Katrin von Maltzahns die aufmerksame künstlerische Hege eines geheimen Gartens der Zeichen. Diesem Kosmos sind auch die Spam-Nachrichten zuzurechnen.

Katrin von Maltzahn
installation view Kunstbank Berlin 2005
acrylic paint on wall
220 x 1100 cm

Bildquelle: http://www.katrinvm.de/Pages/files2/spam_m3.htm