Zu den ambitionierten Initiativen der kulturellen Umnutzung von Spam ist das 2002 von dem Programmierer Richard Airlie und dem Publizisten Ian Morrison initiierte „Spam-Radio“ (www.Spamradio.com) zu zählen. Die beiden hatten genuine und auf dem eigenen Server eingegangene Spam-Mails mit Hilfe von Filterprogramm unmittelbar an ein Radiosystem weitergeleitet und mit Musik (Label Monotonik) hinterlegt. Als Live-Audio-File wurden diese Daten dann kontinuierlich im Internet gestreamt. Im Output war eine computergenerierte Männerstimme zu hören, die mit entlarvender Penetranz eine schier unerschöpfliche Menge Spam-Mails rezitierte. Der ungebrochene Stream manifestierte ein permanentes Datenecho und steigerte sich mit jeder einzelnen Botschaft im kontinuierlichen Fluß zu einer surrealen akustischen Groteske. Aus dem Radio tönte der Pulsschlag einer digitalen Zivilisation, die von einer selbstverursachten und scheinbar unaufhaltsamen Krankheit befallen war. Mit ihrer Aktion wollten die beiden Initiatoren bereits 2002 auf das Problem Spam aufmerksam machen: "Spam sollte man ernst nehmen. Wir holen ihn aus dem privaten Posteingang und bringen das Problem an die Öffentlichkeit. Wir geben dem Spam eine Stimme, um Stimmen gegen ihn zu mobilisieren. (…) Marketing per Massenmail ist der Fluch des Internets. Jeden Tag macht Spam sich mit Selbstsicherheit in deiner Mailbox breit. Es gibt immer ein neues Angebot, einen neuen Weg, wie Du dein Leben verbessern kannst, das darfst du auf gar keinen Fall ignorieren".
Bildquelle: http://www.spamradio.com/
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