Donnerstag, 2. September 2010

Spam, Porn and Art

Mit JK Keller und seinen „Spamstractions“ haben wir bereits über die Schnittpunkte von Kunst, Design und Multimedia nachgedacht und die Verwertung von „digitalem Müll“ beleuchtet. Der New Yorker Künstler Adam Harvey nutzt nun implizit den Abfall des Informations-Zeitalters und kombiniert ihn mit einem weiteren, mindestens so populären Element der digitalen Welt: den Internet-Pornos.

„Spam-Mails interessierten mich, weil die absurd und allgegenwärtig sind, sowie wegen der kruden Mixtur aus Sex und Kommerz. Das alles wollte ich visualisieren“ (AH). Das Resultat dieses Versuchs war das Projekt „Save as“, eine Sammlung von C-Prints nach figuralen Motiven aus Porno-Vorlagen, die über ein dichtes Raster von Textzeilen entfremdet werden (http://ahprojects.com/exhibitions/spam-porn-and-art). Harvey benötigte etwas mehr als ein Jahr, um ein Programm zu schreiben, das seine Idee wunschgemäß transportierte: "Es begann mit der Einsicht, dass Spam sich zu einem Hassobjekt entwickelte und ich dachte, man könnte doch versuchen, es in etwas angenehmeres zu verwandeln. Ich spielte eine Weile mit der Idee und kam zu der Überzeugung, dass die beste Art der Visualisierung in der Kombination mit einem Porno war. (…) Es hat sowas von der Idee aus Scheisse eben Gold zu machen”. (AW) Aus den flutenden Texten der Spam-Mails färbt der von Harvey entwickelte Algorithmus einzelne Textzeilen und legt sie in dichten Schichten übereinander, bis sie schließlich in der Gesamtansicht ein verfremdetes Pornobildchen ergeben. Jedes der Werke besteht dabei aus 8.000 bis 40.000 Mails und mehr als 50.000 Zeilen Text. Tatsächlich ist die Kombination von Spam und Porno naheliegend, da ein guter Teil des globalen Spams pornographische Inhalte (bzw. Links) oder vermeintliche Produkte im Pharmakontext (Viagra) transportiert. Zudem stehen hinter den jeweiligen Seitenbetreibern und Mailversendern oftmals vergleichbare Intensionen oder identische Initiatoren.

Mit seinem Projekt blickt Harvey der voyeuristischen, kommerzialisierten und korrupten Gesellschaft auf die Haut, - auf die digitale und die reale. Die Oberflächen seiner Motive wirken spitz, aggressiv und gefährlich, allein das erahnte Motiv als Ausdruck eine vermeintlichen Sehnsucht und Verführung. Nichts ist, wie es ist. Alles virtuell und ein uneinlösbares Versprechen.






Adam Harvey
Spam, Porn and Art, 2002-2006

Bildquelle: http://ahprojects.com/exhibitions/spam-porn-and-art

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