Sonntag, 29. August 2010

Sarah Lucas - „In-A-Gadda-Da-Vida“

Sie gehört zu den viel gefeierten Young British Artists und ist zweifellos ein „bad girl“, - Sarah Lucas. Mit Damien Hirst, Tracey Emin, Angus Fairhurst, Gary Hume zählt sie zu den ehem. Studenten am Londoner Goldsmiths College, die in den 80er und 90er Jahren eine vom Londoner Kunsthändler und Werbemanager Charles Saatchi besonders geförderte Bewegung formierten und an berühmten Ausstellungen wie „Freeze“ (1988), „Brilliant!“ (1995) oder“ Sensation“ (1997) teilnahmen.

Dem Thema „Spam“ widmete Sarah Lucas eine große Installation, die 2004 auf der Ausstellung „In-A-Gadda-Da-Vida“ in der Tate Britain gezeigt wurde. Die Arbeit changiert mit den verschiedenen Bedeutungen, die Spam hat: dem Fleischprodukt der Firma Hormel, und damit einer Metapher für den Menschen an sich, und dem digitalen Spam, einem Massenphänomen, dass in seiner Relevanz globale Bedeutung hat. Sarah Lucas thematisiert in ihren Arbeiten häufig die Beziehung von männlicher Lust und weiblichem Rollenverständnis, - und wenigstens von ersterem scheint der Weg zu den Viagra-Mails der Junkmails nicht mehr weit. Der männliche und durch die allgegenwärtige Medienpräsenz auch klischierte Blick wird in ihrem Werk entlarvt, imitiert und erwidert. Dass die Künstlerin dabei immer wieder auf männliche Verhaltensweisen rekurriert und diese grandios durch weibliche Nonchalance untergräbt, wird besonders deutlich in ihren Selbstporträts (1990-1998), in denen sich Lucas in der Doppelrolle der Autorin und des Objekt des Blickes selbst in den Kreislauf von Rollenvermischungen und Anzüglichkeiten einbringt.
In der Auseinandersetzung mit dem (nicht nur digitalen) Alltagsthema "Spam" fokussiert sie die Junkmails als Ausdruck einer Trash-Ästhetik irgendwo zwischen dem "Geist der Ready Mades von Marcel Duchamp" und der morbiden Sensibilität eines Punk. Dabei geht es der Künstlerin nach eigenem Bekenntnis "um das Material, das gerade greifbar ist. (...). Die Arbeiten (sind) nicht reduzierbar auf eine eindeutige Aussage. Deshalb spreche ich von „Bewusstsein“. Die Arbeiten funktionieren wie hyperempfindliche Oberflächen, die alle möglichen Ideen, die in der Luft liegen oder in den Köpfen der Menschen herumfliegen, aufgreifen, statt lediglich einen klaren Bedeutungspunkt zu haben". Weiter führt sie aus: "Much of the work in this show, seemingly austere (...) reflects a culture inundated with a new range of sensations - a culture in which the individual has become porous - an information filter bombarded with constant streams of data, entertainment, spam and just about anything that can be zapped and downloaded and broadcasted". Tatsächlich sind Sarah Lucas Arbeiten von einer befreienden Illusionslosigkeit und erweitern das imaginative Feld bekannter Kunst- wie Alltagsformen um jedes Material, das der Künstlerin verfügbar ist und sich für Ihren Ansatz nutzen lässt. Dazu gehört auch der tägliche Output unserer digitalen Welten, sei er hilfreich, sinnvoll oder sinnfrei.

Wallpaper: 
Damien Hirst Butterfly wallpaper  2003   
© the artist/Courtesy Jay Jopling, London

Rear Centre:
Damien Hirst The Pursuit of Oblivion  2004 (detail)  
© the artist/Courtesy Jay Jopling, London

Middle: 
Sarah Lucas Spam  2004   © the artist/Courtesy Sadie Coles HQ, London 

Foreground:
Angus Fairhurst The Birth of Consistency  2004   
© the artist/Courtesy Sadie Coles HQ, London


Bildquelle: http://angelfloresjr.multiply.com/journal/item/317

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